... Anja Birth, inzwischen alles mit Links & Tee ist krank

Shownotes

Plötzlich ändert sich das Leben …von einem Moment auf den anderen… Es ist: Multiple Sklerose, die Anja Birth ihr Leben lang begleiten wird.

Eine Diagnose reicht, um ein Menschenleben komplett auf den Kopf zu stellen.

Von der Ungewissheit, was das genau damals für sie und ihr Leben bedeutete, bis hin zum Leben mit der Krankheit "Multiple Sklerose":

Anja Birth macht es uns bei "Adrian lädt ein…" möglich, dass wir direkt von ihr erfahren was diese Diagnose für sie und ihr Leben bedeutete und immer noch bedeutet und wie sie, trotz aller Widrigkeiten, ihren Weg mit der Krankheit gefunden hat und damit immer noch positiv und lebensbejahend umgehen kann.

Was Anja Kraft gibt und wie sie andere Menschen ermutigen kann niemals aufzugeben, das verrät sie uns offen, sympathisch und bewundernswert im Gespräch.

Multiple Sklerose – eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems: Eine Erkrankung, die aktuell nicht heilbar ist und sich stetig verschlechtert…

Ich bin unglaublich dankbar, dass Anja Birth den Mut gefasst hat und uns einen Einblick in ihr Leben mit dieser Diagnose gibt. Völlig faszinierend welch Lebensfreude, Dankbarkeit und welchen Mut sie ausstrahlt und mit mir bei "Adrian lädt ein…" über ihren Weg und den Umgang mit dieser Krankheit spricht.

Welche Tipps sie an Betroffen und/oder Angehörige geben kann und vor allem wie sie mit der Unvorhersehbarkeit dieser Krankheit umgeht, begeistert sicherlich nicht nur mich!

Ihr habt Fragen an Anja? Ihr könnt aus eigener Erfahrung oder durch eigene Kontakte Anja auf ihrem Weg hilfreiche Tipps oder Erfahrungswerte geben?

Kontaktiert sie gern auf Instagram: @anjabi26

Viel Spaß beim Hören und Weitertragen.

Für Tipps zu spannenden Personen, die ich unbedingt einladen sollte, gern eine Nachricht an mich an: info@adrian-hoffmann.de

Folgt mir zudem, um nichts mehr zu verpassen, auf meinen Social Media Kanälen und seid bei allen Updates zu mir und wo und mit wem ich gerade unterwegs bin, dabei:

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Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo zusammen meine Lieben bei einer weiteren Folge hier von Adrian Laet ein.

00:00:05: Ich freue mich unglaublich auf die heutige Folge. Ich durfte nach Ortenberg reisen,

00:00:10: Ortenberg beim schönen Offenburg, um dieses Gespräch heute nämlich live vor Ort bei

00:00:15: meinem Gast zu führen. Und ja, was soll ich sagen? Es ist heute ein Thema, was mir irgendwie

00:00:20: persönlich besonders am Herzen liegt, weil zum einen kenne ich die Person, die ihr gleich hören

00:00:24: werdet, schon sehr, sehr lange. Man könnte schon sagen, es ist eigentlich Familie geworden und um so,

00:00:30: ja, freudiger ist es für mich, dass sie sich traut und mir zugesagt hat, ja, boah, ich mach mit und

00:00:37: ich weiß, dass ihr das auch gar nicht so einfach fällt und dass ihr auch wirklich aufgeregt ist und

00:00:41: allein schon dafür möchte ich mich an dieser Stelle von ganzem Herzen bedanken. Das Thema heute,

00:00:45: wie soll ich es besser ankündigen? Ich würde mal sagen, tja, wenn sich plötzlich das Leben ändert

00:00:51: und zwar von einem Moment auf den anderen, eine Diagnose reicht oft schon, um ein Menschenleben

00:00:57: komplett auf den Kopf zu stellen und so war es auch und ist es bei meinem Gast von der Ungewissheit,

00:01:02: was das genau bedeutet, bis hin zum Leben eben mit der Krankheit und es geht um multiplisklerose,

00:01:08: meine Lieben, für den ein oder anderen auch bekannt als MS abgekürzt. Mein Gast heute bei

00:01:13: Adrian Lett ein macht es möglich, dass wir eben direkt von ihr erfahren, was das für sie und ihr

00:01:19: Leben bedeutete und natürlich auch immer noch bedeutet und wie sie trotz aller Wiedrigkeiten

00:01:23: eben mit dieser Krankheit ihren Weg mit der Krankheit gefunden hat und damit, das finde ich

00:01:30: unglaublich toll, einfach immer noch positiv und auch lebensbejahend umgehen kann, auch wenn es

00:01:34: manchmal ganz schön schwer ist, was wir auch noch hören werden. Was ihr Kraft gibt und wie

00:01:39: sie andere Menschen ermutigen kann, niemals aufzugeben, das verrät sie uns heute im Gespräch.

00:01:43: Multiplisklerose ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, eine Erkrankung,

00:01:50: die aktuell zumindest noch nicht medizinisch heilbar ist und tatsächlich sich auch im Laufe

00:01:56: dieser Krankheit immer stetig verschlechtert. Sie wird uns auch noch erzählen, es gibt

00:02:00: Unterschiede, wenn man diese Diagnose bekommt und welche sie bekommen hat, wird sie auch noch

00:02:04: mal erklären. Ja, ich bin unglaublich dankbar für diesen Einblick eben in das Leben von meinem

00:02:10: Gast mit dieser Erkrankung. Ich bin fasziniert, ehrlich gesagt, immer wieder von ihrer Lebensfreude,

00:02:15: von ihrer Dankbarkeit und ihres Mutes, so auch eben heute, dass sie uns über ihren Weg erzählt

00:02:21: und dass sie da sagt, hey, ich möchte über den Umgang auch damit sprechen hier im Podcast und

00:02:25: deswegen gebe ich einfach ab und freue mich sehr herzlich willkommen und wirklich vielen, vielen

00:02:29: Dank, dass du dieses Gespräch heute möglich machst. Anja Birt aus Offenburg bzw. Ortenberg

00:02:34: am Schillen Offenburg. Hallo, Adrian. Natürlich mache ich das sehr gerne, damit wir uns ja auch

00:02:41: schon sehr, sehr, sehr, sehr lange kennen und wie du sagst, ist schon fast Familie und dann war

00:02:48: das für mich selbstverständlich. Ich finde es unglaublich toll für alle, die sagen schon sehr,

00:02:51: sehr lange, also wir kennen uns über zehn Jahre inzwischen, sind über einen guten Freund eben

00:02:56: zueinander gekommen, eigentlich wie die Jungfrau zum Kind, ja, wir hatten ja vorher nie wirklich

00:03:01: Kontakt weder unsere Familien sind miteinander verwandt und manchmal passt es dann einfach.

00:03:06: Auf jeden Fall und das hat von Anfang an alles gepasst. Du warst erst einmal bei uns und ja,

00:03:12: immer wieder und immer wieder und immer wieder und ich freue mich da drüber und ich bin sehr,

00:03:17: sehr, sehr, sehr dankbar. Ja, das darf ich zurückgeben Anja und ich meine diese zehn oder über zehn

00:03:21: Jahre ja, die verbinden uns zum einen natürlich freundschaftlich, zum anderen habe ich, weil ich

00:03:26: jetzt schon im Intro erwähnt habe, ja, live und in Farbe deinen Weg, zumindest in diesen zehn

00:03:31: Jahren jetzt mitbekommen und natürlich auch den Verlauf der Krankheit bei dir, MS, Musik bis

00:03:37: Klerose. Du hast mir schon viel darüber erzählt, ich werde auch heute mit Sicherheit wieder Neues

00:03:41: von dir lernen, darüber und ich bewundert es einfach, wie du damit umgehst, weil meine lieben

00:03:46: alle, die jetzt einschalten, das war schon auch für mich erkennbar, gerade in zehn Jahren, was sich

00:03:51: da bei dir verändert hat, respektive, man muss es einfach auch sagen, verschlechtert hat und das

00:03:58: ist nicht selbstverständlich, dass du damit so umgehst und umso schöner, dass du drüber sprichst,

00:04:03: deswegen glaube die allererste Frage oder eigentlich so die allererste Wunsch für

00:04:07: mir ist, für alle, die jetzt wirklich noch nicht so Berührung damit gehabt haben,

00:04:10: nimm uns doch mal mit auf deinen Weg ja vom ersten Moment der Diagnose im Prinzip und

00:04:17: vielleicht auch, wie du gemerkt hast, das stimmt doch irgendwas nicht. Ja, es war so,

00:04:23: ich habe damals im Einzelhandel gearbeitet in einem Drogeriemarkt und musste da zu einer

00:04:31: Schulung für freiverkäufliche Arzneimittel, die fand in Karlsruhe statt, das heißt ich musste auf

00:04:37: Autobahn, ich musste mit dem Autofahren, zwei Wochen später wäre die Prüfung gewesen und

00:04:43: am Abend vorher habe ich irgendwie gemerkt, ich ziehe schlechter, ich habe einen Schleier auf dem

00:04:53: linke Auge und habe gedacht, nee, mache ich nicht, habe ich Angst, dort damit auf die Autobahn zu

00:05:01: gehen. Ja logisch. Bin dann tatsächlich in die Notaufnahme beziehungsweise zu meinem Augenarzt,

00:05:07: der hat dann zu mir gesagt, er kann es nicht hundertprozentig sagen, aber es sieht ihm nach

00:05:12: einer Sehnervenzündung aus und ich soll bitte in die Augenklinik gehen. Am nächsten Tag bin

00:05:19: ich dann in die Augenklinik, ja da war dann alles von Anfang mit Augenweitropfen, ja es ist

00:05:28: eine Sehnervenzündung, wir nehmen sie stationär auf, hatte sie einen Zeckentpiss, war da Gleichgewicht

00:05:42: Störungen, ich hatte nichts außer den Probleme mit einem schlechter Sehen. Hattest du das vorher

00:05:50: schon mal bemerkt oder war das dann tatsächlich das erste Mal? Das war tatsächlich das erste Mal

00:05:54: und ich bin tatsächlich auch wirklich nur zur Untersuchung gegangen, weil ich wusste,

00:06:01: aber ich muss am nächsten Tag auf die Autobahn. Ach krass. Und da habe ich dann Angst gekriegt.

00:06:07: Logisch. Dann habe ich gesagt, na ja, so gehe ich nicht auf die Autobahn, das riskiere ich nicht. Ich

00:06:12: lasse das untersuchen, dass natürlich dann so eine Diagnose rauskommt. Die haben dann im Krankenhaus

00:06:19: sämtliche Untersuchungen gemacht, Nervobahnen messen, Nervenwasser ziehen aus dem Rückenmark,

00:06:27: das ist eigentlich dann auch mit dem Nervobahnserziehen. Das ist unangenehm. Erstens unangenehm,

00:06:36: aber halt auch die 100%ige Diagnose zur MS. Hat man dir ja doch nicht gesagt, ne? Nein. Du dachtest

00:06:46: immer noch, es geht um den Sehnerv tatsächlich. Genau. Und eben mit der ganzen Untersuchung dann

00:06:51: MRT kam noch dazu. Man hat dann irgendwann mal bei der Visite, man muss ja den Kindennahme geben,

00:07:00: es ist MS, sie kriegt jetzt fünf Tage Cortison, dann gehen sie zum Hausatz, da gibt ihnen Tablette

00:07:07: zum Ausschleichen, hier haben sie ein Buch. Okay. Das war dann so. Damit wurdest du wirklich im Prinzip

00:07:16: entlassen? Entlassen. Nichts wissend wahrscheinlich über die Krankheit, was das bedeutet und dass

00:07:24: das mal dein ganzes Leben beeinflussen wird wahrscheinlich. Erst mein Hausatz konnte mir dann

00:07:29: oder hat mir dann im Prinzip erst mal erklärt, was das überhaupt bedeutet. Also er hat mir das

00:07:36: einfach erklärt, als wenn man gesagt, stell ich Sie sich ein Stromkabel in der Wand vor,

00:07:40: dass mir der Jahre einfach porös wird. So läuft es mit Ihrer Nervenbahn. Und dann konnte ich

00:07:49: damit umgehen. Dann habe ich natürlich auch im Internet recherchiert. Und ja. Und jetzt gibt es ja,

00:07:58: ich habe es ja schon im Intro angekündigt, verschiedene Formen oder Verläufe, das sagt man,

00:08:04: glaube ich, von der Erkrankung. Du hast, das weiß ich, die schleichende Form. Es gibt auch die

00:08:10: schubartige Formen. Kannst du für alle die einschalten und jetzt sagen, ich habe schon mal was davon

00:08:14: gehört, aber keine Ahnung, den Unterschied konkret erklären? Also bei der schubförmige Version,

00:08:20: ja, da kommen halt, ja, Visenerventzündung, Gleichgewichtsstörungen. Also da kommt halt

00:08:31: irgendwas, wo man dann denkt, na ja, da stimmt irgendwie was nicht. Und dann gibt es keine

00:08:36: Sonnen. Das lindert mal. Genau. Bei der schleichende, bei mir, da wird es halt, wie es halt so heißt,

00:08:48: schleichen schlechter. Und manchmal für dich auch gar nicht so merklich, oder? Genau. Also ich

00:08:54: habe das ja jetzt in zehn Jahren, habe ich es ja schon gesagt, zumindest beobachten können. Also

00:08:58: man muss dazu sagen, als ich dich kennengelernt habe, jetzt ist ja ein Audio-Format hier und kein

00:09:02: Visuelles, da konntest du noch laufen. Du warst an der Krücke damals, das weiß ich. Dann ging

00:09:09: das so ein, zwei Jahre, habe ich so beobachtet. Dann war es der Rollator, der irgendwann dazukam.

00:09:13: Klar, bist du auch unsicherer geworden. Das heißt, es kam mal ein Sturz dazu, wo du dich Gott sei

00:09:18: Dank damals noch einigermaßen berabbelt hast. Du konntest ja auch noch kochen, zumindest einigermaßen.

00:09:23: Also es war alles schon noch möglich, schon eingeschränkter Form, doch es war möglich. Und

00:09:28: dann können wir ja alle mal mitnehmen. War es ja schon so, dass du auch gemerkt hast, in meiner

00:09:33: Wohnung, also du warst dann vorher noch in einer anderen Wohnung, da kann ich mich gar nicht mal so

00:09:37: frei bewegen. Also allein duschen zu gehen war für dich ja Horror. Die Angst davor, ich falle

00:09:43: dahin, was passiert dann, komme ich überhaupt in die Dusche, komme ich wieder raus, wo kann ich

00:09:46: mich festhalten, wie ziehe ich mich an. Kochen war dann die Herausforderung, ich kann keinen Topf mehr

00:09:52: halten, mehr heben, wie soll ich dann mit der anderen Hand den Topf ausgießen und und und. Also

00:09:56: das waren so Kleinigkeiten, wo für uns jetzt hier die Einschalten völlig selbstverständlich sind,

00:10:02: wo du dir wirklich ein Studium überlegen musstest, wie kriege ich mein Alltag auf die Kette. Und 11

00:10:09: Jahre klingt jetzt viel, ist in unserem Lebensabschnitt vermeintlich entpups. Also von dem her krass,

00:10:15: was da auch passiert ist in der Zeit. Also wenn ich jetzt so nachrechnen, als wir uns kennengelernt

00:10:22: haben, habe ich die Diagnose schon zehn Jahre gehabt. Also ich habe 2003 die Diagnose gekriegt.

00:10:28: Bei mir war es dann ganz schnell so, dass ich Gleichgewichtsprobleme gekriegt habe. Also

00:10:36: ja Gleichgewichtsschwankungen sag ich mal. Und so und dann bin ich irgendwann mal durchs

00:10:46: Stadtlaufe, bin halt auch geschwankt und dann habe ich nur so im Nachhinein gehört, guck mal

00:10:55: morgens früh schon betrunken. Und dann bin ich zu meinem Neurologic waren, hab gesagt, ich brauch

00:11:02: irgendwas, dass man sieht, dass ich krank bin. Das war dann das bessere Übel. Das war dann und

00:11:09: dann habe ich die Krücke verschrieben. Dann bin ich lang an der Krücke gelaufen, tatsächlich.

00:11:15: Sehr lang und mit dem Rollator habe ich eigentlich erst angefangen, als ich das erste Mal in Rehaba

00:11:24: war. Da hatte Pfleger zum Beispiel, er hat verwehrt. Rollator und ich nein. Und er doch schon

00:11:32: allein ist es am Büfe holen. Kann man natürlich logger auf der Rollatorstelle. Und mit der Krücke

00:11:42: hätte ich damals, habe ich beide Hände noch gehabt. Das ging also auch noch. Heute würde

00:11:49: ich gar nicht mehr gehen. Also heute geht nicht einmal mehr Rollator. Ja, du bist jetzt im Rollstuhl

00:11:54: inzwischen. Du brauchst auch Hilfe, müssen wir ganz klar sagen, beim ins Bett gehen, beim Aufstehen,

00:11:59: eigentlich bei allem, alltäglichen. Wie alt warst du, als du die Diagnose bekommen hast? 35.

00:12:07: Wahnsinn, nicht jung. Ja, ich will jetzt nicht sagen, das übliche Alter. Aber so um den Dreherum

00:12:18: es gibt natürlich auch, ich habe auch Leute kennengelernt mit 19. Ich habe Leute kennengelernt

00:12:24: mit, womit 65 die Diagnose noch gekriegt haben. Also es ist unterschiedlich. Und kann man jetzt

00:12:31: auch nicht sagen, ich frage einfach so, doof da rein für alle, die jetzt eben leihen sind und damit

00:12:34: noch nie was wirklich gehört haben, dass das kinetisch bedingt wäre oder so. Das kann ja

00:12:38: wirklich jeden treffen. Also es kann jeden treffen und es heißt immer, es ist nicht vererbbar. Aber

00:12:46: klar. Was jetzt da stimmt oder nicht? Also von meiner Familie hat es niemand gehabt. Also ich habe

00:12:53: dann natürlich auch nachgefragt, ich habe meine Eltern gefragt. Ich habe meine Eltern gefragt,

00:12:58: wie es bei ihre Eltern war, was ich eigentlich auch nie irgendwie so in Erinnerung gehabt habe.

00:13:04: Ich habe meine große Eltern gekannt. Und also da ist wohl nichts bekannt. Also ich bin jetzt in meiner

00:13:15: Familie die erste. Die einzige sage ich mal so. Und eben jetzt war man schon bei dem Moment,

00:13:22: eben als du damals die Diagnose bekommen hast. Ich meine, das war wahrscheinlich für dich nämlich

00:13:26: einen Riesen-Schock, als du dann verstanden hast, was das eigentlich heißt. Und vielleicht auch

00:13:30: recherchiert hast du ja viel im Eigenstudium recherchiert, dass das dich dein Leben lang

00:13:35: begleiten wird. Und ich sage mal, was der Worst-Case bei dieser Krankheit wäre, irgendwann im Bett

00:13:40: zu liegen und gar nichts mehr machen können. Und eben wie gesagt, du meinst, du bist Mama von

00:13:46: einem Kind. Da muss man jetzt auch mal erwähnen, du warst zu dem Zeitpunkt auch verheiratet. Was

00:13:52: hat das auch so ein bisschen für deine Familie oder dein Umfeld bedeutet oder gemacht, als die

00:13:58: das erfahren haben? Die sind, ich weiß nicht wie ich das erkläre. Klar war für alle ein Schock.

00:14:10: War für alle eine, meine Tochter war zehn, als sich die Diagnose, die konnte gar nichts damit

00:14:19: anfangen. Die hat einfach immer noch gemerkt, der Mama geht schlechter. Oder fragt mich, warum bist

00:14:27: du jetzt gestolpert? Zum Beispiel, es waren Mini-Türschwelle, wo ich hänge geblieben bin. Du hast

00:14:36: dann gemerkt, die Kraft lässt nach, du kannst einfach das Bein immer so heben oder den Arm

00:14:40: immer so ansteuern. Genau. Also es war einfach, bei mir ist es im Prinzip hauptsächlich die rechte

00:14:49: Seite. Also die rechte Seite ist komplett eingeschränkt. Ich kann mit dem rechten Arm, ich kriege

00:14:54: die rechte Armnehmer hoch gestreckt, sag ich jetzt mal. Oder jetzt kämmen, geht gar nicht. Ich habe

00:15:03: auch in der Hand inzwischen keine Kraft mehr. Es ging sehr, sehr lange, ich glaube ich habe bis

00:15:11: 2020. War die rechte Hand doch noch sehr aktiv. Ich konnte noch schreiben, ich konnte einen Messer

00:15:21: halten, ich konnte eine Gabel halten. Das geht jetzt gar nichts mehr. Also ich mache inzwischen

00:15:26: alles mit links. Ich muss alles mit links machen. Und klar, ich meine deine Tochter war so jung,

00:15:33: die konnte damit nicht umgehen. Ich meine unabhängig davon, dein Mann hat sich sicherlich

00:15:37: nicht wegen der Krankheit in der Form vielleicht distanziert. Man weiß es nicht, keine Ahnung.

00:15:41: Auf jeden Fall macht es ja auch was mit Angehörigen. Auf jeden Fall. Also wie war das damals für dich?

00:15:46: Hat man da so eine gewisse Scham dann und sagt, oh Gott, jetzt bin ich da angewiesen irgendwie auf

00:15:51: meinen Partner, meine Partnerin oder? Nee, damals eigentlich nicht. Also damals war das einfach so,

00:16:01: dass zum Beispiel mal meine Scham gekommen ist, haben stags vom Arbeiten. Ich war am Bodewische in

00:16:07: der Wohnung und dann gesagt, kommst jetzt dich hin, hätt mir das Schrauber aus der Hand genommen und

00:16:13: fertig geputzt. Das wolltest du wahrscheinlich gerade unbedingt? Was ja sehr lieb war, sage ich mal,

00:16:21: aber eigentlich nicht notwendig. Also von dem her, also das war gut gemeint,

00:16:30: aber ich hätte es auch selber machen können. Also von dem her. Also es ist manchmal so,

00:16:37: ich bin froh, ich brauche Hilfe, inzwischen brauche ich Hilfe und ich bin froh, ich habe ein sehr,

00:16:44: sehr, sehr, sehr tolles Umfeld und ich kriege wahnsinnig viel Hilfe, egal von Nachbarinnen,

00:16:50: von Freunden, von Familie. Also ich bin definitiv nicht allein. Aber manchmal denke ich,

00:16:57: ich möchte das jetzt selber machen. Ja, klar. Also von dem her. Ja, ich denke auch so ein bisschen

00:17:04: diese Mischung aus oder da werden wir auch noch genauer darauf eingehen, dass Menschen ja oftmals

00:17:09: wahrhaftig nicht dich mit sehr bemitleideten Blicken angucken oder dann dich sehr bemitleiden.

00:17:13: Oh Gott, die Arme. Jetzt weiß ich ja von dir, was ja super ist für dich inzwischen für deine

00:17:18: Lebensqualität. Du musst es im Prinzip in ein betreutes Wohnen, wobei du hast deine eigene

00:17:22: Wohnung. Also da bist du jetzt nicht wie in einem Seniorenheim oder so. Da merke ich schon oft,

00:17:27: gerade wenn ich mit dir zu tun habe, dass so die älteren Leute, die eigentlich selber ihre

00:17:31: Bewegungen haben, die ich dann noch wahnsinnig bemitleiden, wo du auch immer sagst, hey,

00:17:34: ich brauch dein Mitleid jetzt eigentlich gar nicht. Ja, das stimmt. Das stimmt. Ja, ich weiß

00:17:41: jetzt nicht, ob sie mich bemitleiden. Ich höre einfach immer nur, oh Mann, ich finde es toll,

00:17:48: wie du dich da arrangierst, du bist immer gut drauf und also eher so die Bewunderung,

00:17:56: sag ich jetzt mal. Was für mich eigentlich, das möchte ich eigentlich gar nicht. Also ich möchte

00:18:04: eigentlich gar nicht bewundert werden, mir geht es gut so, wie es mir geht. Ich arrangier mich.

00:18:08: Klar habe ich Tage, wo es mir nicht gut geht. Aber ja, bringt mir nichts, der Kopf in der

00:18:16: Sand zu stecken. Das ist meine Devise, es ist einfach so. Ich lebe seit 21 Jahren mit der MS. Es ist

00:18:24: in den letzten Jahren sehr, sehr, sehr schlecht geworden. Aber es geht. Ja, das bewundere ich

00:18:32: an dir, verstehst du? Also ich würde so viele Menschen jetzt spontan erschreien hören, oh Gott,

00:18:37: ich bin die Ärmste oder mein Leben ist so schlimm. Ehrlich gesagt habe ich das von dir noch nie

00:18:41: gehört. Also ich hatte eine Zeit, da habe ich dich begleitet, das weiß nach, wo du in der alten

00:18:45: Wohnung warst, wo du halt gemerkt hast, hey, ich kann eigentlich gar nichts mehr selber, nicht mal mehr,

00:18:51: ich sage jetzt mal, was für alle von uns verständlich ist, selbstverständlich ist, aufstehen

00:18:55: in meinem Bett liegen und da schlafen und wieder aufstehen. Also du hattest ja wirklich panische

00:18:59: Angst im Prinzip morgens wach zu werden und deinen Alltag irgendwie zu meistern. Und da weiß ich,

00:19:05: da habe ich dich zum ersten Mal erlebt, wo du mal ganz kurz mir das anzeichen von, ich habe jetzt die

00:19:11: Lust aufs Leben oder auch so diese Hoffnung verloren, seit du jetzt in deiner neuen Wohnung bist. Also

00:19:17: liebe Leute, ich habe das Gefühl, du könntest Bäume ausreißen, du düst mit deinem Eh-Rolli hier

00:19:22: in der Gegend rum, wo ich mir denke, krass, so viele Lebensfreude, die du ausstrahlst, wo ich echt

00:19:28: sage, da kann ich verstehen, dass du für Leute echt ein Vorbild bist und da nehme ich mich gar nicht

00:19:33: raus übrigens. Ja, wie gesagt, ich möchte kein Vorbild sein, aber es stimmt, seit ich in meiner

00:19:41: neue Wohnung bin hier in Audeberg, habe ich einfach wieder Lebensqualität gekriegt. Ich bin in

00:19:47: meiner alte Wohnung, bin ich nicht mehr allein rausgekommen. Ich habe 30 Stufen gehabt zu gehen.

00:19:53: Ja, um hier. Nee, ging nicht mehr, ich bin nicht einmal mehr aus der Wohnungstür ohne Rollator

00:20:00: rausgekommen. Ich bin nicht mehr alleine die Treppe runtergekommen. Ich bin alleine runtergegangen,

00:20:07: aber im Endeffekt bin ich dann vor der Haustür untergelegt, weil ich die Treppe runtergestürzt

00:20:13: bin. Das ging also gar nicht mehr. Wir hatten vor dem Haus noch drei Stufen, vier Stufen. Da hat mir

00:20:24: mein Familie damals einen Geländer entlang gemacht, dass ich mich festhalte. Wohnungstechnisch ging

00:20:36: nur Rollator, kein Rollstuhl. Also ich hätte ein Autorollstuhl gar nicht hochgekriegt,

00:20:41: der Rollstuhl stand in der Garage. Wenn ich dann mit dem Taxi abkohlt wurde und bin zu Therapie gegangen,

00:20:49: dann haben wir der Rollstuhl mitgenommen. Ansonsten in der Wohnung war es tatsächlich wirklich

00:20:54: Rollator. Dusche habe ich mir überlegt, möchte ich duschen gehen? Ja, ich muss duschen gehen. Ich hatte

00:21:05: einen Einstieg mit 50 Zentimeter. Das war halt ... habe ich hin gekriegt, aber immer mit Angst. Und

00:21:17: so viel Angst, dass ich dann sogar eine Psychologin mit dazu gezogen habe. Also das war ... die konnte

00:21:26: mir dann tatsächlich auch wieder ein bisschen helfen, wo ich mich dann selber auch wieder ein

00:21:31: bisschen beruhigen konnte. Aber das war dann so eine Alltagssache, wo ich immer Herzrasen

00:21:40: gekriegt habe. Also Angst, Balkon. Ein wunderschöner Balkon. Du hast ihn gekannt. Wie oft sind mehr

00:21:47: Trausegesetze. Du hast ihn gekannt. Eine Mini-Stufe für ganz normale Leute, für ganz normale

00:21:57: Menschen überhaupt kein Problem. Aber für mich war es ein Horror. Du hast jetzt vorhin schon erwähnt,

00:22:06: du hast dich eigentlich mehr oder weniger nach Entlassung aus dem Krankenhaus damals selber

00:22:10: informiert über die Krankheit. Was schon auch, also finde ich ihm nachher echt krass, weil das

00:22:15: ja schon eine Diagnose ist, die Lebens verändert ist. Was hat dir geholfen tatsächlich oder was

00:22:20: hat dir am meisten geholfen, damit umzugehen? Meine Familie. Meine Tochter, mein Mann, mein

00:22:29: Umfeld. Als Motivationen weiterzumachen wahrscheinlich, ne? Und ja, es ging mir ja auch nicht schlecht.

00:22:39: Also es war ja ... im Prinzip war es der Schnitt, wo es mir jetzt ... ja, wo ich dann einfach

00:22:48: gemerkt habe, es wird schlechter. Wo ich dann so mit der Zeit einfach gemerkt habe, das geht

00:22:55: nicht mehr, das geht nicht mehr. Also es war ja vorher, also ich sage jetzt mal so von Diagnose

00:23:01: bis 15 Jahre später, 2018, so um das ... ich sage jetzt mal ab 18, 19 ist wirklich schleich und

00:23:17: schlechter geworden. Genau, Entschuldigung. Das heißt, weil du sagst, wirklich bemerkbar

00:23:24: wahrscheinlich schleich und schlechter für dich. Nimm uns mal so ein bisschen mit, weil

00:23:29: das sind ja auch einmal die körperlichen Herausforderungen, wenn du merkst, das geht

00:23:33: nicht mehr. Ich glaube, im gleichen Zug ist es auch eine emotional Herausforderung, wenn man

00:23:38: plötzlich bemerkt, oh, jetzt geht das auch nicht mehr. Also du nimmst schon, wie geht man

00:23:46: den Moment damit um? Also ich glaube, ganz ehrlich, ich von meiner Sicht, ich würde

00:23:49: wahrscheinlich erst mal heulen. Man macht Pläne, man versucht das Beste draus zu machen,

00:23:57: wie kann ich es trotzdem noch selber hinkriegen? Also ja, man überlegt sich dann irgendwelche

00:24:09: Strategie. Bis hin zu, weiß ich ja von dir, auch wundervollem kleinen Helferlein, da gibt es

00:24:15: ja auch tolle Möglichkeiten inzwischen. Gott sei Dank. Zum Beispiel 1,2, das bin ich

00:24:19: jedes Mal fasziniert, das ist wie so ein Vakuumgerät, wo du dann Dosen oder irgendwas draufstellen

00:24:24: kannst. Dann wird ein Vakuum gebildet und das ermöglicht dir mit nur einer Hand, beispielsweise

00:24:28: dann trotzdem. Das oft aufzumachen. Genau, oder eine Flasche aufzutreten. Flasche aufzumachen,

00:24:33: eine Dose aufzumachen, ja, in Joghurtbecher. Aufzuziehen, habe ich ja klar. Sind so Kleinigkeiten,

00:24:42: das sag ich ja, wo wir jetzt gar nicht darüber nachdenken, wo du dir echt schon überlegst,

00:24:46: oh Gott, wie mache ich das jetzt? Ich habe einen Teller, wo ich weiß nicht, wie ich das beschreibe,

00:24:52: soll so Noten drin sind, wo ich in eine Scheibe Brote zwischen klemmen kann, dass ich dann

00:25:01: die Butter draufstreichen kann. Dass das nicht wegrutscht. Es gibt an die Rutschmatten,

00:25:08: es gibt sehr viele, ich habe Greifzange, weil ich zwischenzeitlich auch die Tür, ne Maler,

00:25:20: ja durch den Rollstuhl halt, der ist halt auch etwas größer und etwas größer, da muss

00:25:26: ich kühltausendmal hin und her fahren, nämlich halt die Greifzange, um die Tür zuzuziehen.

00:25:31: Dann muss ich vielleicht nur zweimal vor und zurück fahren. Ja klar, also du bist zumindest

00:25:36: ein Meisterin da drin geworden, dir Strategien zurechtzulegen, wie du wirklich durch den

00:25:40: Alltag kommst. Ja schon, das stimmt. Jetzt, wie gesagt, 11 Jahre, wo wir uns jetzt kennen,

00:25:47: das ist schon noch eine lange Zeit, ich meine, in der Zwischenzeit leider hattest du ja

00:25:51: nochmal ein Sturz, deswegen kam es jetzt auch dazu, dass du ja da doch so doof gefallen

00:25:56: bist, sag ich mal, dass es noch mal schlimmer wurde in der Hinsicht, einfach weil du halt

00:25:59: mit dem Schlüsselbein was hattest und das dazu einfach war, die Regeneration. Was gibt

00:26:04: dir jetzt gerade so aktuell immer noch so die Kraft, wirklich so positiv zu sein?

00:26:09: Ich bin selbstständig. Ich habe meine barrierefreie Wohnung, teilweise zumindest. Ich kann machen,

00:26:22: was ich will, ich bin mein Herr. Klar, ich bin Anquise, bin Anquise auf der Pflegedienst.

00:26:28: Das ist, kann man sagen, Einschränkung oder auch nicht? Ja, finde ich interessant, dass

00:26:39: du es ansprichst. Als du dir bewusst wurdest, oh, ich brauch dir ja jetzt, weil die holen

00:26:44: dich morgens, glaube ich, oder schon beim Aufstehen aus dem Bett, die waschen dich, die

00:26:47: ziehen dich an, die kommen abends wieder mal lege ich ins Bett und so. Wie war dieser Schritt?

00:26:53: Weil ich würde mir jetzt vorstellen, dass das schon noch mal eine andere Hürde ist, wenn

00:26:56: man merkt, oh, da kommt jetzt jemand, der wäscht mich, der geht mir aufs Klo. Weißt du so?

00:27:01: Also ich glaube schon, dass das was anderes ist, wie zu wissen, ich kann das zumindest

00:27:04: noch irgendwie selbstständig. Nee, tatsächlich, ich weiß, dass ich sie brauche. Ich habe mich

00:27:11: eigentlich da sehr schnell damit arrangiert, ja, weil ich einfach gemerkt habe, es geht

00:27:18: nicht anders. Es geht nicht, es geht nicht mal anders. Und eben durch den Sturz vor zwei

00:27:25: Jahre war das ja so. Und, ne? Da war jetzt auch nie die Scham oder so für dich, zu sagen,

00:27:35: okay, Respekt. Also tatsächlich, natürlich, ich denke, egal ob Pfleger oder Pflegerin,

00:27:44: die machen das Tag täglich, das ist ehrenjob, die haben das gelernt. Ja, klar. Also klar

00:27:51: wurde ich gefragt, ob es mir was ausmacht, wenn ein Mann mich, wenn ein Mann kommt und

00:27:58: mich pflegen. Ja, genau. Anfangs habe ich gesagt, ja, eigentlich schon. Aber auf der

00:28:04: anderen Seite denke ich, ja, die machen ehrenjob und die machen nicht erst seit gestern, also

00:28:12: haben die schon mehrere Frauen gewaschen und, ja. Ich finde das krass, ne? Weil in so

00:28:19: Moment, ich krieg sie auch manchmal mit, von dir merkt man erst mal, wie wertvoll die

00:28:23: Arbeit ist, ne? Von einem Pflegedienst oder generell in der Pflege und wie hardcore

00:28:28: das auch ist. Ja, definitiv. Also ich sehe es jetzt an mir und ich weiß nicht, wie oft

00:28:33: ich mich bei denen schon entschuldigt habe. Also jetzt nicht gewichtsmäßig so schwer

00:28:40: bin ich das auch, aber weil die schon schufte müssen. Also wenn die mich morgens aus dem

00:28:49: Bett holen oder zwischenzeitlich ist halt auch so, dass ich mich halt auch auf Toilette

00:28:56: sitzen muss, dass wir da rund, also die müssen schon, denen ich auch rücke, möchte ich nicht

00:29:04: sagen. Ja, ja, sehr körperlich anstrengend. Das ist schon sehr körperlich anstrengend.

00:29:10: Ja, ja, klar. Und eben wie gesagt, wie oft habe ich mich schon bei denen entschuldigt,

00:29:14: weil ich es eben weiß, es ist schwierig, aber... Wie sind also die Reaktionen, das würde

00:29:20: mich interessieren. Frau Böer, das ist unser Job. Ah, ja, okay. Das ist unser Job und

00:29:27: es gibt schwerere Fälle. Also von dem her beruhigt mich das immer wieder, aber ich

00:29:36: denke trotzdem, oh Mann, du mir so leid. Das ist interessant, also du hast quasi gar

00:29:40: nicht dieses Gefühl des Scham, sondern du sagst mal, die Scham ist eher dahin gehend,

00:29:45: du denkst, oh Gott, jetzt müssen die mich da hochhiefen oder hochstemmen oder...

00:29:48: Ja, tatsächlich, ja. Okay. Ja, tatsächlich, ja.

00:29:51: Ich glaube, also das spreche ich jetzt echt von mir, ich hätte glaube ich schon ein Thema,

00:29:54: wenn ich jetzt da irgendwie, das ist ja eine fremde Person erstmal, wenn ich jetzt wüsste,

00:29:58: ich bin so hilflos, dass die ja, die zieht mich jetzt aus und wäscht mich und so und

00:30:04: oder aufs Klo finde ich auch irgendwie unangenehm, ja, so, wo ich mir denke, als Kind war,

00:30:07: man ist ja noch toll, wenn die Mama einen da Bobo abgeputzt hat, ja, aber jetzt denke

00:30:11: ich mir so, also gibts schönere Jobs, ja, so, also von dem her, ich habe auch vollste Respekt

00:30:16: vor Menschen in der Pflege. Also ich auch, ich auch.

00:30:18: Ja, ja. Was tust du denn so, dass du, also ich weiß, du tust sehr viel, was tust du denn

00:30:22: so, dass du wirklich in deinem Alltag dich trotzdem noch immer so ein bisschen fit hältst?

00:30:26: Also ich weiß, du kriegst regelmäßig Therapien, ne?

00:30:28: Ja, ich habe Physiotherapie und Erkotherapie. Zwei Mal in der Woche. Ich gehe noch zweimal

00:30:37: in der Woche arbeiten. Zwei Stunden.

00:30:39: Das finde ich auch toll.

00:30:40: Und ansonsten bin ich bei schönem Wetter draußen.

00:30:44: Ja.

00:30:45: Draußen, draußen, draußen.

00:30:46: Ja.

00:30:47: Das ist, das finde ich so toll. Eben wie gesagt, du hast halt jetzt die Möglichkeit, ne,

00:30:51: in der alten Wohnung mit 30 Treppenstufen, no go. Jetzt bist du glaube ich mehr draußen

00:30:56: unterwegs im Sommer.

00:30:57: Ja, schon.

00:30:58: Also in den letzten 20 Jahren vermutlich.

00:31:00: Das stimmt, Gott sei Dank gibt es Handys, weil sonst wäre ich teilweise gar nicht erreichbar.

00:31:06: Ja, ja.

00:31:07: Also von dem her.

00:31:08: Also seit ich, ich sage, ich bin mit dem Umzug, bin ich nach Hause gekommen. Gut, ich bin

00:31:15: ursprünglicher Ortenbergerin. Ich habe lange in Ortenberg wohnt, ich bin in Ortenberg groß

00:31:21: vor. Also für mich ist ich bin heimgekommen. Und das ist mega.

00:31:26: Ich bin zwar hier im Haus die Jüngste.

00:31:28: Ja, das wollte ich grad sagen. Du sprengst dann all das durch, du bist der Deutliche.

00:31:33: Definitiv, aber überhaupt kein Problem. Also gar nicht. Ich komme mit jedem klar.

00:31:40: Okay. Gibt es so, ich sage jetzt mal Routine oder irgendwas, wo du seit der Diagnose etabliert

00:31:46: hast, so in deinem Alltag? Was dir hilft vielleicht?

00:31:52: Routine, nee eigentlich nicht.

00:31:57: Also du brauchst jetzt keine fixe Abläufe, die immer so sein müssen, dass du sagst,

00:32:02: da fühlst dich wohl.

00:32:03: Okay.

00:32:04: Nee, gar nicht.

00:32:05: Okay.

00:32:06: Ich sag's ja, du bist für mich einer der entspannendsten Menschen, ich kenne mit so einer echt krassen

00:32:11: Diagnose. Was war so für dich das schwierigste Moment an, wo du gesagt hast, also der,

00:32:16: der schwierigste Moment, der hat mich damals schon ordentlich hingeschmettert, aber ich

00:32:20: hab's geschafft, mich dazu erholen.

00:32:21: Das schwierigste Moment war tatsächlich, als damals in der Reihe hatte Pfleger zu mir

00:32:27: gesagt, ich soll einen Rollator nehmen.

00:32:29: Okay.

00:32:30: Weil ich gesagt hab, nee, so krank bin ich nicht.

00:32:35: Okay.

00:32:36: Und ein Rollator war für mich.

00:32:38: Alte Oma.

00:32:39: Alte Leute.

00:32:40: Und deswegen hab ich mich geweigert, als ich nachher den Rollator ausprobiert hab, dann

00:32:49: bin ich heimgekommen von der Reihe und hab mir einen Rollator verschreiben.

00:32:53: Also, aber das war damals tatsächlich, nee, wie ich, möchte ich nicht, das sind, das

00:33:00: sind alte Leute.

00:33:01: Ja, ich denke auch, dass man, also das sieht man mal, wie viel die gesellschaftlichen Strukturen

00:33:07: oder auch Vorurteile, einen ja dann auch selber prägen, dass man wirklich denkt an die.

00:33:11: Also, ein Rollator nehme ich nicht, dann bin ich eine alte Frau oder so, ne?

00:33:14: Genau.

00:33:15: Und auch ein Rollstuhl ist ja für viele so dieser Krat, ja auch gut, dann bin ich wirklich

00:33:18: schwer dran, wenn ich einen Rollstuhl hab.

00:33:20: Ja, wobei, wobei übergangen Rollator Rollstuhl war jetzt gar nicht so.

00:33:24: Okay.

00:33:25: Also, da war dann schon wieder ja gut, brauche ich, weil ich schlecht lauf.

00:33:31: Hilft mir, ich bin sicher, kann mir nichts passieren.

00:33:36: Also, das sind dann solche Sachen, wo ich dann eben mit den Zeitern auch klern hab.

00:33:43: Mhm.

00:33:44: Klern, oder ja, einfach anders drüber nachdenken.

00:33:50: Ja, genau.

00:33:51: Anders drüber nachdenken.

00:33:52: Was mich eigentlich gerade zu der Überlegung bringt, das hätte ich dich nämlich jetzt

00:33:55: auch noch gefragt, haben sich bei dir, jetzt, mein jetzt nicht im Alltag, wie du dich bewegst

00:33:59: oder so, haben sich seit der Diagnose auch Prioritäten in deinem Leben geändert, wo du

00:34:05: sagst, das weiß ich jetzt mehr zu schätzen oder das ist mir heute wichtiger?

00:34:10: Ne.

00:34:11: Okay.

00:34:12: Ne, eigentlich nicht.

00:34:13: Okay.

00:34:14: Eigentlich nicht.

00:34:15: Also, weißt du was man ...

00:34:16: Als mehr wichtig ist, hab ich meine Familie, meine Freunde.

00:34:20: Das ist das Wichtigste.

00:34:22: Mhm.

00:34:23: Meine Engekinder.

00:34:25: Ja, aber du strahlst ja.

00:34:28: Genau.

00:34:29: Ne, ne.

00:34:30: Ja, spannend.

00:34:31: Ich hab das deswegen gefragt, weil man ja oftmals, oder das kenn ich auch in meinem

00:34:36: bekannten Kreis, Leute, die jetzt auch eine schwere Diagnose bekommen haben, dann plötzlich

00:34:39: sagen ... und jetzt hab ich gelernt zu sagen, es geht jetzt mal um mich.

00:34:43: Mhm.

00:34:44: Weißt du, so in der Hinsicht meine ich, oder jetzt hab ich gelernt, das Leben mehr zu

00:34:47: genießen, die kleinen Momente mehr zu genießen oder oder oder, ne?

00:34:51: Mir klar, ich mein, ich mach halt was ich will.

00:34:54: Also, das war schon immer so.

00:34:58: Also, zumindest seit ich allein bin.

00:35:03: Ja.

00:35:04: Vorher auch.

00:35:05: Also, es war jetzt nicht so, dass ich jetzt eingesperrt war.

00:35:10: in meiner Ehe oder in meiner Partnerschaft, also definitiv nicht. Aber...

00:35:16: Mit dem Kopf durch die Wand. Ich mache halt was ich will.

00:35:20: Und seit ich es mache, kann ich seit ich hier in Ortenberg jetzt wohnen.

00:35:24: Mach ich das auch. Das steht mir nichts im Weg.

00:35:28: Aber halt eben nicht mit diesem, ich sage jetzt mal Egoismus, ich mache was ich will,

00:35:32: sondern ich weiß schon, wie du das meinst. Also ich nehme mir die Freiheit,

00:35:36: dass ich meinen Tag so gestaltet oder das, was ich jetzt eben machen möchte,

00:35:40: so wie ich es möchte. Genau. Genau.

00:35:42: Jetzt hat man es ja schon angesprochen. Die MS, die kann sich ja mehr oder weniger

00:35:46: schleichend oder schubartig, wie nach dem, was man hat, dann doch sehr unvorhersehbar verändern.

00:35:51: Also es kann dann doch sein, dass plötzlich, wie du aussagst, du merkst,

00:35:54: "Oh, das geht jetzt nicht mehr, das kann dir ja oder wird dir vermutlich auch noch in den nächsten Jahren bevorstehen,

00:36:00: dass sich da was tut, wie gehst du mit dieser Unvorhersehbarkeit um?

00:36:05: Ausblenden oder was macht man da? Verdrennen oder?

00:36:10: Ja, nicht drüber nachdenken.

00:36:14: Weil ich muss es nehmen, wie es kommt. Also wenn ich überlege,

00:36:21: seit letztes Jahr braucht ich eine Pflegedienst oder nicht, zwei Jahre sogar schon.

00:36:26: Ja, das sind jetzt schon mehr.

00:36:28: Vorher habe ich mich noch allein ausgezogen, noch allein fertig gemacht.

00:36:34: Ich habe zwölf Jahre in meinem Fernsehsessel geschlafen, weil ich kein Bett mehr gehabt habe.

00:36:39: Das war so, ich habe ein Bett gehabt, ich bin immer reingekommen,

00:36:44: weil ich meine Beine mal hochgekriegt habe.

00:36:48: Und dann habe ich ein Pflegebett bestellt bzw. Verschiebe gekriegt.

00:36:53: Das hat gedauert bis das da war.

00:36:55: Ich habe dann zwölf Jahre im Fernsehsessel geschlafen.

00:36:59: Ja, das sind dann, ja, dann bin ich aber gestürzt.

00:37:06: Dann war ich im Krankenhaus und bis ich vom Krankenhaus zurück war,

00:37:09: habe ich ein Pflegebett gehabt.

00:37:12: Hat der Pflegedienst leider, Gott sei Dank für mich,

00:37:16: dann besorgen können, bis dann mein wirkliches Bett gekommen ist.

00:37:21: Du hast jetzt eigentlich schon angesprochen,

00:37:23: Entschuldigung, ja, du wolltest noch mal,

00:37:25: dass du jetzt eigentlich schon angesprochen bist mit diesem Bett,

00:37:27: auch die Wartezeit und so.

00:37:29: Und gleichzeitig finde ich sehr unglaublich,

00:37:31: wie viele Hilfsmöglichkeiten es inzwischen gibt.

00:37:33: Wie nimmst du da so die Unterstützung,

00:37:35: z.B. seitens Medizin oder aus seitens Krankenkassen

00:37:38: oder seitens eben anderen Unterstützung.

00:37:41: Haben die das wirklich auf dem Schirm,

00:37:43: wie dringlich dann so Sachen für euch sind

00:37:45: oder wie du schüttelst schon mein Kopf?

00:37:47: Also wie mühsam kommt der Aspekt noch mal dazu?

00:37:50: Das ist tatsächlich, das ist nervig.

00:37:54: Ich sage mal, das ist nervig.

00:37:56: Es dauert, es dauert, es dauert, es dauert ohne Ende.

00:38:00: Ich habe auf meinen jetzigen E-Rollstuhl

00:38:03: über sechs Wochen gewartet.

00:38:06: Ich habe über auf meinem Pflegebett über zwölf Wochen gewartet.

00:38:11: Bis das, bis das da mal, ich weiß nicht,

00:38:14: wie oft ich Angrufen habe.

00:38:17: Aber ja, was kriegt man gesagt, es ist schon Bearbeitung.

00:38:21: Also auch da habe ich inzwischen gelernt,

00:38:24: es bringt nichts, sich oft zu regeln.

00:38:28: Einfach gelassen oder damit umzugehen.

00:38:31: Was ja wirklich auch sein kann.

00:38:33: Ich kann mir schon vorstellen,

00:38:35: dass viele Menschen da einfach Bedarf haben

00:38:37: und dass das halt dann auch seinen Weg dauert.

00:38:39: Vielleicht auch in gewisser Maße, die auch manchmal unterbesetzt sind.

00:38:42: Das kann ich mir schon vorstellen an der gewissen Stelle.

00:38:45: Seitens Medizin, ich meine, gibt es da Entwicklung,

00:38:48: weißt du von was, wo sich mit der MS jetzt beschäftigt wird?

00:38:51: Also die Faschungen, die stehen jetzt still, definitiv nicht.

00:38:55: Wie weit sie inzwischen,

00:38:57: aber ich glaube kaum, dass es irgendwann mal ein Heilmittel gibt.

00:39:03: Also keine Ahnung, ich habe meine MS jetzt,

00:39:08: oder meine Diagnose seit 21 Jahren,

00:39:11: ich habe angefangen mit Spritzen.

00:39:15: Jeden Tag, ich weiß es gar nicht mehr, oder all zweiter Tag,

00:39:19: ich weiß es gar nicht mehr.

00:39:21: Dann kam irgendwann mal eine Tablette,

00:39:24: dann kam irgendwann mal wieder eine andere Tablette,

00:39:28: und seither nehme ich die Tablette.

00:39:32: Was es wäre, wenn ich dann nichts mehr nehme, weiß ich nicht,

00:39:37: weil diese Frage habe ich mir tatsächlich schon sehr oft gestellt.

00:39:42: Weil ich halt gemerkt habe auch in den letzten zwei Jahren,

00:39:46: wie schlecht das ist, geworden ist.

00:39:48: Aber ich traue mich nicht.

00:39:51: Hattest du da mal mit deinem Arzt drüber gesprochen?

00:39:53: Habe ich auch schon, und ja, die sagt, sie kann es mir halt nicht sagen.

00:40:00: Ja, klar. Also auch eigenes Risiko, sozusagen.

00:40:03: Und dann sage ich nicht, solang es mir jetzt so gut geht,

00:40:07: schmeiß ich die halt ein.

00:40:09: Einen damit?

00:40:11: Morgen zu morgens und abends, und dann ist es gut.

00:40:13: Also ich nehme jetzt eine Tausende Tablette,

00:40:16: ich habe meine drei Tablette morgens und meine eine abends,

00:40:20: und dann ist es gut. Also, das bringt mich jetzt nicht um.

00:40:23: Jetzt haben wir ja schon so ein bisschen darüber gesprochen,

00:40:25: ob sich eigentlich Prioritäten in deinem Leben geändert haben,

00:40:28: wo du ganz klar gesagt hast, nein, eigentlich nicht.

00:40:30: Also ich mache halt, was ich will.

00:40:32: Jetzt wird es mich interessieren,

00:40:34: vielleicht für alle, die jemand kennen, den das betrifft,

00:40:38: oder vielleicht die selber auch betroffen sind.

00:40:41: Was würdest du sagen, ist so die wichtigste Lektion,

00:40:44: die dich die MS gelehrt hat?

00:40:47: Lass mich überlegen.

00:40:51: Ich lass dich überlegen.

00:40:53: Ja, einfach sich nicht unterkriegen lassen.

00:40:57: Aber ich glaube, das liegt nicht nur MS-technisch,

00:41:01: das ist überhaupt Krankheitstechnisch.

00:41:04: Wie viel, Entschuldigung, Scheißkrankheit gibt es auf der Welt.

00:41:09: Ich kann es nicht ändern, es ist einfach so.

00:41:14: Wenn ich mich in meiner Wohnung vergraben und in Selbstmitleid verfall,

00:41:23: hilft es mir auch nicht.

00:41:26: Also nicht in die Opferrolle zu gehen,

00:41:29: sondern zu sagen, ich habe es in der Hand, ich mache es auch.

00:41:32: Also die Psyche spielt eine ganz große Rolle.

00:41:37: Also, ja.

00:41:41: Die ist bei dir ja auch Stahlgefühl.

00:41:44: Inzwischen ja.

00:41:46: In der alten Wohnung war es schwierig.

00:41:50: Zumindest zum Schluss hin.

00:41:53: Sehr schwierig.

00:41:56: Ja, wie gesagt, ich habe dich ja live erlebt.

00:41:59: Genau.

00:42:01: Aber zwischenzeitlich.

00:42:04: Definitiv.

00:42:07: Ich wüsste nicht, wo ich heute wäre, wenn ich diese Wohnung nicht gekriegt hätte.

00:42:11: Also auch das, wo man jetzt denkt, vermeintlich nur eine Wohnung,

00:42:14: das kann lebensverändernd sein.

00:42:17: Definitiv.

00:42:19: Ich habe neue Lebensqualität gekriegt.

00:42:21: Und damit natürlich auch ändert sich ja alles andere.

00:42:24: Deine Psyche wird stabiler.

00:42:26: Du gehst anders damit um und und und.

00:42:29: Okay, jetzt gehen wir mal wirklich in diesen Case noch rein,

00:42:32: bevor ich dich natürlich auch in Entweder/Oder entführe.

00:42:35: Habe ich da auch wirklich vorbereitet.

00:42:37: Wenn du jetzt sagst, du hast jetzt seit über 20 Jahren die Diagnose an.

00:42:40: Du hast, wie gesagt, man hat dich mehr oder weniger etwas plumpd damit entlassen.

00:42:44: Du hattest niemanden, der dich unterstützt in der Zeit,

00:42:47: außer das Internet, was es kurz und lang schon gab und Bücher wahrscheinlich.

00:42:50: Was würdest du jetzt anderen Menschen, die vielleicht auch kürzlich die Diagnose erhalten haben

00:42:54: oder die jemand kennen, die jemand unterstützen möchten,

00:42:57: jetzt auch ich sagen muss, ich habe seit dem ganz anderen Blick

00:43:00: auf dich, auf die Krankheit, auf Menschen, die das betrifft.

00:43:03: Was würdest du dir in den Raten, gibt es da so Tipps und Tricks, wo du sagst,

00:43:06: wenn ich das damals schon gewusst hätte, dann wäre es vielleicht einfacher gewesen?

00:43:10: Ich weiß es nicht.

00:43:12: Hilft es so, in Selbsthilfegruppen zu gehen?

00:43:14: Ja, also ich bin tatsächlich in der Amsel.

00:43:19: Selbsthilfegruppe.

00:43:22: Da kann man sich schon Infos holen und das hilft schon.

00:43:30: Gibt es auch so Knips und Tricks, was man sich z.B. beachten, beantragen

00:43:34: oder so bei der Krankenversion?

00:43:36: Genau, da kriegt man auf jeden Fall die Hilfe.

00:43:40: Das wäre jetzt zu empfehlen, dass man sich da irgendwie schlau macht.

00:43:45: Ansonsten würde ich sagen,

00:43:48: keine Scheu vor dem Betroffene, der Betroffene,

00:43:56: Frage, was man machen kann, Hilfe anbieden.

00:44:02: Also nicht warte, bis jemand kommt und fragt, kannst du,

00:44:07: sondern einfach nachfragen.

00:44:11: Und der Betroffene, die Betroffene, meldet sich dann.

00:44:15: Das war eigentlich auch die Schwierigkeit bei mir,

00:44:21: wo ich gesagt habe, ich habe zu wenig gefragt.

00:44:26: Also ich habe zu wenig um Hilfe gebeten, seit ich allein bin,

00:44:31: weil ich niemand zur Lastfalle murlt.

00:44:34: Das muss man komplett ablegen.

00:44:38: Ich gehe einkaufen, ich quatsche jeden an.

00:44:42: Ich quatsche jeden an, ob ich mir Hilfe kann, wenn ich nicht rankomme.

00:44:46: Es geht nicht anders.

00:44:49: Und wenn da gerade niemand im Lade ist,

00:44:52: dann fahre ich so lange im Lade rum, bis ich jemand finde.

00:44:56: Bis ich jemand in der Fremdgahl hervor tut.

00:44:59: Ja, mega.

00:45:01: Das stimmt.

00:45:03: Ich habe das oft, dass ich die betrieblichen Abläufen nicht stören,

00:45:06: dass ich dann denke, ich suche lieber noch mal selber 3 Minuten.

00:45:09: Ich denke, ich stelle mich an, ich gehe kurz hin und sage,

00:45:13: "Ju, wo ist denn hier die Butter?"

00:45:15: Wie doof eigentlich, was man sich da auch an Zeit spart.

00:45:18: Ja, das stimmt.

00:45:20: Also das heißt, deine größten Learnings sind erstens mal die Hilfen anzunehmen,

00:45:24: die es gibt, z.B. in Form von Gruppen oder gibt es ja auch Online-Angebote.

00:45:28: Dann einfach optimistisch zu bleiben, das habe ich jetzt verstanden.

00:45:33: Und dann halt wirklich aktiv auch zu sagen, ich brauche Hilfe.

00:45:37: Ich habe definitiv die Scham abzulegen, dass man jemandem zur Last fällt.

00:45:41: Ja, genau.

00:45:43: Und vielleicht auch für Angehörige, also kann ich aus meiner Sicht sagen,

00:45:46: ich habe dich ja auch zu manchen einfach auch schon mal eingetütet und einfach mitgenommen,

00:45:49: auch wenn ich weiß, du hast mich gehasst in dem Moment.

00:45:52: Und habe dich vor ganz große Herausforderungen gestellt.

00:45:55: Rückblickend sind es aber Momente fürs Leben.

00:45:57: Vielleicht, klar, man muss abwägen, ich weiß es jetzt auch von dir,

00:46:00: es ist vieles super anstrengend für dich, was man vermeintlich gar nicht denkt.

00:46:04: Das kann schon des Richten sein, morgens oder so.

00:46:07: Mit Rücksicht darauf natürlich.

00:46:09: Also ich will jetzt nicht den Appell machen, hier einfach die Leute einzutüten,

00:46:12: du musst jetzt mit.

00:46:14: Manchmal glaube ich, hat es dir trotzdem im Rückblick gut getan,

00:46:17: dass ich dir so den A-Stritt auf gut Deutsch gegeben habe.

00:46:19: Ja, auf jeden Fall.

00:46:21: Aber das war auch noch andere Zeit.

00:46:24: Also das ist schon, was ich sage, stressig gar nichts.

00:46:31: Und 10 Leute können mich schon stressen.

00:46:36: Wo ich dann sage, nee, jetzt ist gut, jetzt bin ich raus.

00:46:39: Also das sind so Stressmomente,

00:46:45: es sind manchmal Stressmomente, wo andere sagen,

00:46:50: was willst du jetzt?

00:46:52: Was ist denn jetzt ein Problem?

00:46:54: Was hättest du jetzt für ein Problem?

00:46:56: Das sind halt so, oder wenn irgendein Ablauf außer Kontrolle gerät,

00:47:05: oder anders verläuft als normal, das sind Stressmomente und das ist schlecht.

00:47:12: Also das geht gar nicht.

00:47:14: Weil es auch manchmal dann für dich auch Angstsituation auslöst, ne?

00:47:18: Ich mach mir dann die Angst.

00:47:20: Das gebe ich zu.

00:47:22: Manchmal zu viel Gedanken über Sachen, wo ich im Nachhinein sage,

00:47:28: so easy hätte ich noch mal machen können.

00:47:32: Also von dem her.

00:47:34: Ja, aber ich find's schön, also vielleicht für alle, die einschalten,

00:47:37: wenn ihr Leute kennt, die das betrifft, oder auch euch selber, in dem Fall.

00:47:41: Also erstens mal werde ich auch zumindest zu Social Media,

00:47:44: da Anja ihre Instagram-Seite hier einstellen.

00:47:47: Deine Hände, du geh' ich nicht raus, das ist mir klar,

00:47:50: du willst es, aber das machen wir nicht.

00:47:52: Ich stell auf jeden Fall dein Instagram-Profil gerne in die Show-Notes mit rein,

00:47:55: weil wenn ihr sagt, wow, ich kenne erstens mal jemanden, den das betrifft,

00:47:59: und dem wird es vielleicht ganz gut tun.

00:48:01: Manchmal tut ihr auch ein Austausch super gut, einfach mit jemandem, den es betrifft.

00:48:04: Oder ihr selber sagt, ich bin Angehöriger, Angehöriger,

00:48:07: ich hätt da mal gerne ein Tipp oder eine Frage, dann schreibt doch da Anja an.

00:48:11: Ich weiß, dass sie sehr offen ist, da auch gerne mit euch darüber zu blauschen

00:48:14: oder auch zu schreiben, also von dem her.

00:48:16: Zögert da nicht, und ich glaub, das kann einfach nur Menschen weiterhelfen.

00:48:19: Einmal im Umgang mit der Krankheit, wenn man selbst betroffen ist,

00:48:22: aber auch eben, wie kann ich jemanden optimal begleiten,

00:48:25: oder was tut gut oder was tut eher nicht gut.

00:48:27: Ja, auf jeden Fall.

00:48:29: Oder vielleicht hab ich auch noch irgendwie an jemanden eine Frage.

00:48:34: Genau.

00:48:35: Jemand, wo sich vielleicht besser noch mit Hilfsmittel auskennt,

00:48:39: oder, oder, oder.

00:48:41: Also gerne.

00:48:43: Würde ich mich auch freuen, wenn dann dir natürlich auch noch mal

00:48:46: ein paar Fragen überlegt, was du jetzt vor den Kontakten zugespielt werden.

00:48:49: Von dem her.

00:48:50: Alles gut.

00:48:51: Schön.

00:48:52: Alles gut ist noch hier noch nicht, Anja, weil du hast entweder oder noch vor dir,

00:48:55: und da kommst du nicht drumherum, auch wenn du es jetzt probiert hast.

00:48:58: Ich hab mir natürlich auch ein paar interessante Fragen für dich überlegt.

00:49:02: Nix Schlimmes.

00:49:03: Und ich möchte an alle auch mal zuvor sagen, also auch an dich,

00:49:06: ich meine, ich hab's dir vorhin schon kurz erzählt,

00:49:08: bevor wir hier live gegangen sind, ich hatte ja noch nie so Schwierigkeiten,

00:49:12: entweder oder Fragen zu finden.

00:49:14: Und dabei wurden mir erst mal klar, wie selbstverständlich wir Dinge im Alltag machen.

00:49:18: Also die Frage, dir zu stellen, natürlich ob Strandurlaub oder Bergurlaub,

00:49:23: ist völlig daneben, dann die Frage, dir zu stellen, ob Schwimmbad oder Pool auch völlig quatsch.

00:49:29: So Fragen wie ob Auto oder Fahrrad fahren geht gar nicht.

00:49:32: Und dann dachte ich mir so, ui, also es fühl mir richtig schwer,

00:49:36: und gleichzeitig wurde ich durch diese Herausforderung, also demnach vielen Dank,

00:49:40: in der Vorbereitung auf unser Gespräch,

00:49:42: wieder mal bewusst dahin geleitet, auch wirklich dankbar zu sein für Kleinigkeiten,

00:49:48: die bei uns im Alltag völlig normal sind.

00:49:51: Ja, was selbstverständlich sein war für mich.

00:49:54: Wenn bei mir irgendwas verrückt wird, dann funktioniert es nicht mehr,

00:50:01: dann bin ich durch, dann bin ich raus.

00:50:04: Wenn der Deckel auf der Kaffeetose festschrauf ist, bin ich raus.

00:50:11: Beziehungsweise nein, ich habe dann mein Markum, wo ich es draufstelle.

00:50:15: Aber das sind dann solche Sachen.

00:50:17: Ich habe halt für meine Dinge, für mein alltägliches, habe ich die Plätze.

00:50:24: Und da darf nichts verrückt werden.

00:50:27: Verschoben wäre für, sonst wenn es 10 cm verrutscht ist, komme ich nicht mehr dran, dann ist es vorbei.

00:50:35: Ja, aber eben interessant, und wie gesagt, so schwer fühlt mir das noch nie,

00:50:38: da vielen mir auch ein, zum Beispiel diejenigen, die das von mir wissen,

00:50:42: bei immer wieder Sonntags im Warm-up, ist mir auch schon passiert tatsächlich.

00:50:47: Stefan Mayer, der das sonst als macht, wie gesagt auch,

00:50:50: dass wir immer oft für diese Rollstuhltribüne da stehen,

00:50:53: und die manchmal gar nicht ansprechen als Tribüne, was ich auch rückblickend denke,

00:50:58: auch nicht so schön.

00:51:00: Und was mir auch vieles, wie oft man dann sagt, könnt ihr mal bitte alle aufstehen.

00:51:05: Und dann denke ich mir, vielleicht an der Stelle nicht gut platziert,

00:51:10: weil ich weiß nicht, wie das jemand aufnimmt,

00:51:13: aber es ist irgendwie für mich dann, ich bin dann peinlich berührt,

00:51:16: und dann denke ich, oh, die können ja gar nicht aufstehen.

00:51:18: Das ist für mich jetzt irgendwie schon ein Doof in dem Moment dann.

00:51:21: Ja, aber ich glaube.

00:51:22: Macht man sich da keine Gedankenberufs drüber?

00:51:24: Nein, glaube nicht.

00:51:26: Also ich würde jetzt...

00:51:28: Gut, du bist sowieso der tiefen entspannteste Mensch, den ich kenne,

00:51:31: aber da denke ich mir auch, wie ging es jetzt auch eher so,

00:51:34: wie jetzt mit diesen Fragen, wie oft man so seinen Lob was raus schießt.

00:51:37: Ja, das stimmt.

00:51:38: Und denkt, ey, also...

00:51:40: Ja, das stimmt.

00:51:41: Ja, man sollte bewusst erwerben, mit dem was man so einfach sagt.

00:51:44: Na, weil, könnt ihr mal alle aufstehen?

00:51:45: Nee, in dem Fall die nicht.

00:51:47: Ja, genau.

00:51:48: Okay, nächstes Mal trotz Entwederoder, liebe Anja, ich habe was gefunden,

00:51:52: du kennst mich, da bin ich ja habnäckig,

00:51:54: als es so schnell gebe ich nicht auf,

00:51:55: und habe mir überlegt, was könnte ich dich fragen,

00:51:57: was auf jeden Fall noch mehr von dir, von der Anja verrät,

00:52:00: abseits jetzt von allem, was wir heute besprochen haben.

00:52:03: Und dann steige ich doch einfach mal ganz gemütlich mit dir ein,

00:52:05: also du kennst das Prinzip, du darfst, wie du dich gerade wohlfühlst,

00:52:08: dich für eine Seite entscheiden.

00:52:10: Und bitte gerne natürlich auch was dazu sagen, wenn du magst,

00:52:13: warum du diese Seite willst, musst nicht, aber du darfst.

00:52:16: Ja.

00:52:17: Gut, Kaffee oder Tee?

00:52:18: Kaffee.

00:52:19: Ja, was für eine Frage.

00:52:20: Kaffee, Kaffee war schon immer...

00:52:22: Tee ist krank.

00:52:24: Tee ist krank?

00:52:26: Tee ist krank.

00:52:28: Für Krankeleut, für Krankheit, für Schnupfer, für Erkältung, Tee ist krank.

00:52:35: Okay, also das verbindest du mit, ich trinke Tee, wenn ich krank bin.

00:52:38: Ja.

00:52:39: Okay, interessant.

00:52:40: Okay, na gut, dann gehen wir noch mal weiter, Sommer oder Winter?

00:52:44: Im Sommer kann ich raus, im T-Shirt, da baue ich keine Jacke,

00:52:57: da brauche ich wieder Hilfe zum Anziehen.

00:52:59: Aha, so Mitte.

00:53:05: So Mitte?

00:53:07: Also Frühling ist zu deiner Zeit?

00:53:09: Also ich sag einfach, ich hätte gern das ganze Jahr 25 Grad.

00:53:13: Ah ja, also würde ich doch grad mich anschließen.

00:53:16: Können wir das mal bitte einrichten?

00:53:18: Also egal wer jetzt hier zuhört, könnte man das einmal mal so...

00:53:20: Also das ist so mein Winder, ist auch okay.

00:53:24: Trocken, wenn es trocken ist, wenn es, wenn es, es darf kalt sein.

00:53:32: Wenn es warm ist, ist ja trotzdem glaube ich ein bisschen angenehm.

00:53:39: Aber keine 30 Grad, also 30 Grad brauche ich nicht.

00:53:44: Wie gesagt, mir wäre es eigentlich am liebsten so, ganze Jahr ich 25 Grad,

00:53:49: bin ich der glücklichste Mensch.

00:53:53: Also dann können wir ja auch mal ein bisschen hier regeln,

00:53:55: dass das in Zukunft hier funktioniert für die Anja.

00:53:58: Aber ich versuchte es schon sehr lange.

00:54:00: Okay, dann möchte ich natürlich von dir wissen, laut oder leise?

00:54:03: Au Mitte.

00:54:06: Mitte?

00:54:07: Au Mitte.

00:54:09: Ja, eher...

00:54:13: eher aufs Leise.

00:54:15: Also eher mehr leise als laut.

00:54:18: Okay, bis jetzt.

00:54:20: Lautstrenkt an.

00:54:21: Kommt drauf an.

00:54:24: Also laute Musik...

00:54:29: kommt auch drauf an.

00:54:31: Was es ist.

00:54:32: Also Heavy Metal garnet.

00:54:34: Okay.

00:54:35: Zum Beispiel.

00:54:36: Helene Fischer geht, gell?

00:54:37: Helene Fischer geht sehr laut.

00:54:39: Okay, dann will ich von dir wissen, morgen oder Abendmensch?

00:54:45: Mh.

00:54:50: Eigentlich Abend.

00:54:53: Mh.

00:54:54: Morgen war ich eigentlich noch nie.

00:54:57: Mh.

00:54:58: Ich habe immer sehr lange Schlafe.

00:55:02: Wobei das jetzt inzwischen auch vorbei ist,

00:55:04: weil, ja, ich morgens halt eben was bis Pflege kommt

00:55:08: und ich dann im Prinzip in Anführungsstrichen in der Tagstarte kann.

00:55:12: Also ich kann halt nicht mehr selbstständig in der Tagstarte.

00:55:16: Ich werde irgendwann morgens wach,

00:55:18: was von der Uhrzeit her sehr ungewöhnlich ist.

00:55:22: Oder früh für mich eigentlich ist.

00:55:26: Aber, ja...

00:55:31: Ja, du bist schon, glaube ich, abends eher noch mal fitter oder länger.

00:55:35: Ich glaube abends, ich glaube abends ist, ist eher mein Zeug.

00:55:39: Deine Zeit.

00:55:40: Alleine oder Zeit mit Freunden?

00:55:44: Beides.

00:55:46: Es gibt Momente, wo ich sage, ich möchte niemanden sehen.

00:55:51: Ich möchte einfach jetzt nur meine Ruhe.

00:55:55: Aber mit freundem Familie ist das auch überwiegend.

00:56:00: Also auch wieder beides.

00:56:02: Ja, okay.

00:56:04: Du weißt schon, dass das Spiel entweder oder heißt, gell?

00:56:07: Aber wir nennen es jetzt einfach beides.

00:56:10: Okay, dann waren wir weiter bei beides, nämlich mit der Frage Musik oder Film?

00:56:17: Film.

00:56:19: Oh.

00:56:20: Was heißt Film?

00:56:22: Serie, bist du eher, gell?

00:56:24: Ich bin eher Serie, ja, ja.

00:56:26: Aber also im Prinzip läuft bei mir der ganze Tag der Radio.

00:56:31: Und abends dann meine Serie.

00:56:35: Also abends, ich war noch nie Kinogänger.

00:56:41: Ich weiß nicht, wie oft ich im Kino war in meinem Leben.

00:56:46: Ich weiß, dass ich in der Densing gefühlte zehnmal war.

00:56:52: Oder 20 mal sogar.

00:56:54: Aber ansonsten Film.

00:56:56: Eher nett.

00:56:58: Ja, eher so liebisch, null zu dann im Fernsehen.

00:57:01: Okay.

00:57:02: Oder Wunderpilcher.

00:57:04: Genau.

00:57:05: Genau, okay.

00:57:07: Gell, die Ford, Inger, Linkström, Traumschiff.

00:57:09: Ach, schön.

00:57:11: Peinlich.

00:57:13: Nur ja, du, ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich das nicht auch schon gucke, Pette.

00:57:16: Okay, dann gehen wir mal ein bisschen kulinarischer hier, süß oder salzig?

00:57:20: Süß.

00:57:21: Okay.

00:57:22: Planen oder spontan sein?

00:57:26: Inzwischen planen.

00:57:31: Weil mehr so das ganz spontane ist, für mich halt auch nicht mehr gegeben.

00:57:39: Also schon die Struktur, die du brauchst?

00:57:41: Gerade wenn es auswärts zum Beispiel geht, muss ich halt auch die Fahrt planen.

00:57:50: Also wenn es in Anfangsstriche weiter weggeht, wenn es jetzt 20 Kilometer entfernt

00:57:59: oder wie jetzt zu dir nachrutscht oder so, das geht halt nicht spontan.

00:58:05: Ich muss dann der ASB anrufen und die brauche Dreitagvorhaben in dem Umdelterminal.

00:58:12: Also von dem her planen.

00:58:14: Ja klar, das verstehe ich.

00:58:16: Pizza oder Pasta?

00:58:18: Alperpasta.

00:58:20: Pappapasta, okay.

00:58:21: Hast du so eine Lieblingspasta?

00:58:23: Teiertelle, Alsalmone.

00:58:25: Lachs, ja, das ist lecker.

00:58:27: Ja.

00:58:28: Kreativität oder Bildung?

00:58:33: Weder noch.

00:58:35: Weder noch, okay.

00:58:40: Kreativ bin ich gar nicht.

00:58:45: Und gebildet, ohne wirklich.

00:58:48: Naja, also.

00:58:50: Okay, dann nehme ich die mal weiter hinten, werfen, dann frage ich mal.

00:58:54: Anerkennung oder Zugehörigkeit?

00:58:57: Pfff.

00:58:59: Zugehörigkeit.

00:59:05: Anerkennung brauche ich keine.

00:59:08: Okay, das hat man ja vorhin schon, wenn deinem Mann kommt und sagt, bewundere dich so.

00:59:13: Ja, nee.

00:59:14: Ja, ja, okay.

00:59:15: Zugehörigkeit.

00:59:16: Ja, du bist ja auch sehr geselliger Mensch.

00:59:18: Ja.

00:59:19: Definitiv.

00:59:21: Harmonie oder Ehrlichkeit?

00:59:23: Beides.

00:59:25: Beides.

00:59:26: So oder beides?

00:59:28: Entschuldigung, aber da gibt es keinen Entweder oder.

00:59:31: Ja, ja.

00:59:32: Ich habe gern Harmonie.

00:59:34: Du bist auch ehrlich, sehr direkt.

00:59:36: Und genauso möchte ich, dass ich bin ehrlich, ich sage meine Meinung, wenn es auch keine schöne Meinung ist,

00:59:46: aber ich sage es und genauso möchte ich es aber auch kriegen.

00:59:50: Also ich möchte,

00:59:54: wenn jemand meint, ich stinkt, dann soll er mir das auch sagen.

00:59:58: Okay.

00:59:59: Das war jetzt ein blödes Beispiel, aber dann möchte ich das auch ehrlich wissen.

01:00:04: Also sonst kann ich es nicht ändern.

01:00:06: Ja, das ist richtig.

01:00:07: Ja, okay.

01:00:08: Okay, dann Verantwortung oder Begeisterung?

01:00:11: Beides.

01:00:16: Ich habe Verantwortung meiner Enkelkinder gegenüber.

01:00:20: Ich hatte Verantwortung meiner Tochtergege über.

01:00:23: Ich fühle mich immer noch verantwortlich, manchmal.

01:00:27: Ja, doch.

01:00:30: Und für Begeisterung bist du gleichermaßen zu haben?

01:00:34: Ja.

01:00:35: Dann noch nicht ganz die letzte Frage.

01:00:40: Einfluss oder Selbstverwirklichung?

01:00:42: Einfluss.

01:00:47: Okay.

01:00:48: Ich frag mich jetzt aber nicht warum.

01:00:50: Okay, ne, war dein Bockgefühl, was das jetzt gar nicht hat.

01:00:53: Gut, dann die allerletzte Entwederoderfrage habe ich für dich rausgesucht,

01:00:58: wenn du wählen müsstest, es ist jetzt vorbei mit beides Spiel,

01:01:02: eine Superkraft deiner Wahl besitzen oder drei Wünsche frei zu haben?

01:01:09: Eine Superkraft besitzen.

01:01:16: Echt?

01:01:17: Was würdest du dir wünschen?

01:01:19: Aus dem Rollstuhl rauszuholen.

01:01:21: Wow.

01:01:23: Okay.

01:01:25: Also quasi...

01:01:26: Eine Superkraft, wo mich aus dem Rollstuhl ausholt.

01:01:29: Okay.

01:01:31: Wo du wirklich sagst, also wieder volles Programm quasi zu sagen,

01:01:35: die holt mich da überall raus und ich kann mich wieder bewegen, frei bewegen.

01:01:39: Krass.

01:01:40: Drei Wünsche sind mir zu wenig.

01:01:43: Weil ich habe mir überlegt, dass ich die Frage schreibe,

01:01:46: wenn man drei Wünsche hätte, könnte man sich ja diese eine Superkraft wünschen.

01:01:49: Und mal...

01:01:51: Plus noch zwei weitere.

01:01:53: Ja, okay, aber ich verstehe es in dem Fall.

01:01:55: Okay, Anja, dann kriegst du die aller, aller, allerletzte Frage,

01:01:58: nämlich in meiner Kategorie gestern, heute oder morgen.

01:02:02: Du sagst, oh Gott, ich habe es immer noch nicht geschafft,

01:02:04: aber wir sind jetzt am Ende gleich.

01:02:06: Du hast die Wahl aus diesen drei Frageblöcken, die ja eine Kategorie,

01:02:10: also, entweder gestern, heute oder morgen, über was wir sprechen, zu wünschen.

01:02:14: Und ich ziehe da raus, blind links, wenn sie sagen, du gleich eine Karte,

01:02:18: die gibst du mir und dann besprechen wir das.

01:02:20: Was darf es denn sein?

01:02:21: Gestern, heute oder morgen?

01:02:23: Heute.

01:02:25: Anja, ist dem hier und jetzt, wie sehr viele, die sich hier irgendwie immer für heute entscheiden,

01:02:30: finde ich toll, finde ich toll.

01:02:31: Weil ich finde, ich dachte immer, so wenige leben im hier und jetzt,

01:02:34: aber das glaube ich schon.

01:02:36: Ich mische jetzt hier, also, das ist kein Fake.

01:02:38: Gestern ist Vergangenheit, das war.

01:02:39: Das habe ich gebliebt.

01:02:41: Und morgen können wir nicht beeinflussen.

01:02:43: Morgen können wir nicht beeinflussen, das muss ich auf mich zukommen, oder nicht?

01:02:47: So, Anja, du darfst aus diesem Stapel eine Karte ziehen

01:02:52: und wir sprechen über ein Thema in der Kategorie heute.

01:02:56: Du hast dir nichts, wenn es auf der Bode fliegt.

01:03:00: Oh, die ich irgendwie krass finde jetzt auch mit unserem Thema

01:03:04: und irgendwie auch schön, wir sprechen über welche Zeiten von der Karte

01:03:08: du bist, welche Zeiten vermisst du?

01:03:11: Welche Zeiten vermisse ich?

01:03:14: Das ist eine gute Frage.

01:03:22: Ja klar, in dem Moment mit der MS,

01:03:35: ich bin jahrelang ohne Krankheit.

01:03:38: Ist jetzt bös, wenn ich das sage, ob die jetzt besser war, weiß ich nicht.

01:03:44: Ja, alles gut.

01:03:46: Meine Arbeitsjahre.

01:03:52: Ich bin zwischenzeitlich 20 Jahre ändernd.

01:04:00: Welche Zeiten vermisse ich?

01:04:03: Ja, das ist unbeschwerde.

01:04:11: Die unbeschwerde Zeit, das sage ich jetzt einfach mal.

01:04:15: Nicht drüber nachdenken müssen.

01:04:18: Was ist neu geführt in Wetter, was kann ich anziehen?

01:04:24: Passt es.

01:04:27: Das ist jetzt doof, aber das sind solche Sachen.

01:04:33: Weil ich muss alles richten für den Pflegedienst

01:04:38: und dann muss das auch funktionieren.

01:04:43: Also ja, das ist spontan sein zum Beispiel.

01:04:46: Das ist spontan sein, ja genau.

01:04:48: Das würde jetzt da wieder passen.

01:04:51: Ja, ich verstehe es in so eine Richtung, aber auch was du sagst

01:04:54: mit unbeschwerden Zeiten, wie oft ich drüber nachdenke,

01:04:57: geht es in meinem Fall so diese Zeit, wo man noch zur Schule ging

01:05:01: oder diese Zeit, wo man studiert hat oder so.

01:05:04: Die geht ja viel zu schnell vorbei, mal bemessen an unserem ganzen Leben.

01:05:08: Und damals denke ich, wenn ich dann mal erwachsen bin,

01:05:11: wobei ich mich immer noch nicht erwachsen fühle an meinem Stellen,

01:05:14: ich glaube, man wird auch nie wirklich erwachsen.

01:05:16: Das ist auch gut so, glaube ich, dass es blüchweit noch Kind in uns bleibt.

01:05:19: Aber das merke ich schon oft zu dieses,

01:05:21: ah Mensch, einfach dieses unbeschwerde Nacht der Schule,

01:05:24: man geht heim, man hat die Hausaufgaben noch gemacht

01:05:26: und hat sich mit Freunden getroffen.

01:05:28: Man hat das sechs Wochen Sommerferien, hallo.

01:05:31: Und das merke ich schon jetzt im Bereich des Berufslebens,

01:05:34: wo man sich ja eigentlich drauf freut, wenn man mal überlegt.

01:05:37: Nur da ist man schon auch beschränkt, da muss ich ehrlich sagen.

01:05:41: In Zeiten, wie du sagst, spontan sein.

01:05:44: Oder auch, ja, es gibt halt gewisse Deadlines,

01:05:47: wo man irgendwas abgeben muss oder wo man sich darum kümmern muss

01:05:50: oder sollte oder mal Termine und so.

01:05:53: Und ich habe es auch gemerkt, um diese plötzliche Konfrontation

01:05:56: mit behördlichen Sachen, was halt als Kind

01:05:59: einfach überhaupt nicht in deinem Universum stattfindet.

01:06:02: Und da denke ich mir manchmal zu T-Zeichen,

01:06:04: möchte ich mir auch nochmal ganz sagen.

01:06:06: Ja, das stimmt, ja, das stimmt.

01:06:08: Wo die einzigste Sorge war, was kaufe ich mir am Taschengeld jetzt

01:06:11: im Süßigkeiten, jetzt mal ehrlich.

01:06:13: Ja, klar, krass.

01:06:15: Anja, ich möchte mich von ganzem Herzen bedanken,

01:06:18: weil, welche Zeit vermisst du?

01:06:20: Ich glaube, die Zeit nach unserem Podcast jetzt.

01:06:22: Weil, ich weiß jetzt auch gar nicht, war es so schlimm?

01:06:24: Nein, überhaupt nicht.

01:06:26: Das ist genau das, was ich ja gesagt habe.

01:06:28: Ich mache mir mehr Kopf und mehr Gedanke.

01:06:31: Also überhaupt notwendig.

01:06:33: Ich habe so Schiss gehabt heute ganze Tag,

01:06:35: weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt.

01:06:38: Obwohl ich schon in deinem Podcast reinkörte

01:06:42: und ja eigentlich weiß, wie du ticke,

01:06:45: weil wir uns ja auch lange genug kennen

01:06:48: und ich eigentlich ja wusste,

01:06:50: dass ich mir da überhaupt keine Sorge machen muss.

01:06:53: Aber ja, doch, hätte mich gefreut,

01:06:55: habe mich sehr wohl gefühlt.

01:06:57: Ja, also ich muss ehrlich sagen, ich habe mich mega gefreut

01:07:00: auf unser Gespräch.

01:07:02: Noch mehr habe ich mich gefreut damals über den Moment,

01:07:04: als du gesagt hast, da könnte ich ja eigentlich auch mal

01:07:06: eine Folge mitmachen.

01:07:08: Und ich dachte, na ja, wie cool, weil irgendwie wollte ich dich

01:07:11: irgendwie schon immer mit dem Thema, weil ich es halt so

01:07:13: bewundernswert finde, wie positiv du damit umgehst.

01:07:16: Und wir haben es ja vorhin gehört, ich mache halt,

01:07:18: was ich will.

01:07:19: Du da wirklich sagst, du findest deinen Weg.

01:07:22: Auch wenn es keinen gibt, du suchst ihn und du findest den.

01:07:25: Und das finde ich eigentlich unglaublich beeindruckend,

01:07:27: weil immer wenn ich so kurz im Jammermodus bin,

01:07:29: denke ich dann immer an dich und gar nicht wegen

01:07:31: dem Mitleidung und das geht es gar nicht, sondern so dieses,

01:07:34: hey, also dieses kleine Miniproblem jetzt,

01:07:37: wo du gerade stehst, ist in Annias Welt ein Pups im Wind.

01:07:40: Das heißt, Annia würde sagen, was machst denn du dir eigentlich

01:07:43: für den Kopf?

01:07:44: Ich habe ganz andere Themen.

01:07:46: Und das besinnt mich dann wieder auf diese Dankbarkeit

01:07:48: und auch so auf diese Besinnung, hey, alles cool.

01:07:51: Also du bist in der Hinsicht ein Vorbild auch für mich,

01:07:54: auch wenn du es nicht sein willst.

01:07:56: Du weißt ja, wie es gemeint ist.

01:07:58: Also es geht nicht darum, sich zu verkörtern oder so,

01:08:00: aber einfach zu sagen, hey, ich bewundert dich,

01:08:02: wie du damit umgehst.

01:08:03: Ich würde mir manchmal wünschen, ich könnte das in der Form

01:08:07: und ich kann allen anderen die Einschalten nur wünschen,

01:08:09: wenn ihr Menschen kennt, die das betrifft oder auch selber sagt,

01:08:12: hey, ich möchte das in der Welt teilen.

01:08:14: Um irgendjemand in irgendeiner Form zu bereichern,

01:08:17: dann wirklich empfehle dem die Folge, schickt ihm die Folge,

01:08:20: teilt es einfach, wie gesagt, kontaktiert die Annia.

01:08:23: Ich stelle alle Kontaktdaten von ihr, die ich teilen möchte

01:08:26: und darf in die Show-Notes auch darüber hinaus,

01:08:29: eben wenn Annia von euch irgendwie was noch profitieren kann.

01:08:32: Also bitte meldet euch.

01:08:33: Und das ist auch mir ganz, ganz wichtig,

01:08:35: dass sie da auch immer wieder an News kommt

01:08:37: und ihr weitergeholfen wird.

01:08:39: Also ich möchte mich von Herzen bei dir bedanken, Annia.

01:08:41: Dass du mir zugesagt hast, dass du deine Geschichte mit uns

01:08:44: geteilt hast, dass du so offen und ehrlich darüber gesprochen hast,

01:08:47: was nicht selbstverständlich ist.

01:08:49: Und ich muss dir lachen im Vorhinein in der Vorbereitung,

01:08:51: habe ich extra für dich einen Sound hier aufgenommen,

01:08:55: meinem tollen Höllengerät hier.

01:08:57: Und zwar habe ich mir so, ich musste an dich denken,

01:08:59: weil du sagtest, ich bin so aufgeregt.

01:09:01: Und dann dachte ich mir, eigentlich, ich muss ihn jetzt einfach mal einspielen.

01:09:04: Er kennt sicherlich viele, die einschalten.

01:09:06: Es hat so süßgepasst.

01:09:07: Du kennst sicherlich auch.

01:09:08: Ich fühle mich nicht besonders nervös.

01:09:10: Aufgeregt nicht.

01:09:12: Wir freuen uns.

01:09:13: Wir freuen uns.

01:09:14: Schauen wir mal, was wird.

01:09:16: Was wird?

01:09:17: Ja, genau.

01:09:19: Genau, schauen wir mal was wird.

01:09:21: Schauen wir mal was wird.

01:09:22: Ja, und ich glaube, es ist was ganz Tolles heute geworden.

01:09:24: Auf jeden Fall.

01:09:25: Ja, in diesem Sinne, Annia, vielen, vielen Dank.

01:09:27: Vielen, vielen Dank euch allen, die hier eingeschalten habt,

01:09:29: hier wieder in der aktuellen Folge bei "Art Rehren" LED ein.

01:09:32: Dieses Mal ein Thema, wo ich finde, ja, muss man, darf man drüber sprechen.

01:09:35: Und auch wichtig, ja, weil wer weiß, was wir auch jetzt Menschen

01:09:38: mit dieser Folge wieder ermöglichen können.

01:09:40: Oder vielleicht an Mut zu sprechen können oder an Hoffnung.

01:09:43: Oder auch nur an schönen Kontakten.

01:09:45: Das darf ja auch sein, dass man Menschen miteinander verbindet.

01:09:48: Und von dem her gerne weiter sagen, gerne weiter empfehlen.

01:09:51: Natürlich auch den ganzen Podcast dürft ihr gerne weiter empfehlen.

01:09:54: Und wenn ihr wollt natürlich auch mir eine Bewertung geben,

01:09:57: da freue ich mich auch immer sehr, kann man übrigens bei jedem Anbieter

01:09:59: so viel Sternen oder so vergeben, wenn man es ganz toll findet.

01:10:01: Was ich natürlich hoffe, dass ihr das tut.

01:10:03: Und in diesem Sinne, vielen, vielen Dank, danke Annia, wie gesagt.

01:10:06: Und danke euch allen fürs Einschalten.

01:10:08: Ich freue mich schon auf die nächste Folge hier mit dem nächsten Gast.

01:10:11: Und bis dahin, bleibt gesund, lasst euch gut gehen, passt auf euch auf.

01:10:14: Und ich freue mich auf die nächste Folge. Tschüss.

01:10:17: Tschüss!

01:10:19: SWR 2017

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